"Eine Erfolgsgeschichte"
AZ vom 24. Juni 2021 (Detlef Scherle)
"Super, endliche wieder Live-Musik!" Bernd Mertens, Leiter der Musikschule Billerbeck-Coesfeld-Rosendahl strahlte, als gestern im großen Orchestersaal die Gitarren-Schüler Vanessa Kleining, Antonia und Juliane Laukamp, Sophia Weikum, Emil Böggering und Leo Hoogland gemeinsam mit ihrere Lehrerin Jutta Wenzlaff in die Saiten griffen und "Cocktail music" von Jane Bentley zu Gehör brachten. Es war der spritzige Auftakt zu einem Empfang anlässlich eines Ereignisses, das eigentlich in diesem Jahr viel größer gefeiert werden sollte: das 50-jährige Bestehen der Musikschule.
Corona machte da einen Strich durch die Rechnung. Festakt, Konzert und Tag der offenen Tür sollen nachgeholt werden. Die Bürgermeister der beteiligten Kommunen sowie Zweckverbandsvorsteherin Dr. Mechtlide Boland-Theißen ließen es sich nicht nehmen, immerhin schon mal im kleinen Rahmen die "Erfolgsgeschichte" der Musikschule (Zweckverbandsvorsitzende und Billerbecker Bürgermeitsrein Marion Dirks) zu würdigen. "Alles richtig gemacht", fasste Dirks die Bemühungen zusammen, die Musikschule trotz mancher Diskussionen um die Finanzierung in kommunaler Trägerschaft zu erhalten. Die Begründung liegt auf der Hand: "Musikalische Bildung - wir halten das für ein Grundrecht." In diesem Zusammenhang wünschte sie sich ein stärkeres Engagement des Landes: "Da muss sich was ändern. Ich hoffe, dass wir das noch erleben."
Dirks und ihr Rosendahler Kollege Christoph Gottheil waren selbst als Kinder noch nicht in den Genuss einer Musikschule-Ausbildung gekommen. Gottheil berichtete, dass er über die Musikkapelle Holtwick zur Musik gefunden habe.Er freut sich heute darüber, dass die Musikschule heute "greifbarer geworden ist" und durch Programme wie "JeKits" näher dran sei an den Kindern und Jugendlichen.
Als einzige hat Coesfelds Rathaus-Chefin Eliza Diekmann eine Musikschulkarriere absolviert: mit Blockflöte, Klarinette und Cello. "Man lernt dabei viel Disziplin", berichtete sie. Letztich sei die Musikschule aber auch "ein wichtiger Baustein, um seine Persönlichkeit zu entfalten".
Zweckverbandsvorsteherin Boland-Theißen konnte kein Instrument lernen - deshalb ist sie froh darüber, dass die Musikschule heute "für alle" da sein, unabhängig von der Prägung des Elternhauses. Und sie bleibe jung. So sein vor dem Hintergrund von Corona der digitale Raum "erobert" worden: "Wir haben den Online-Unterricht sehr sehr schnell ermöglicht." Dankbar sei sie für da professionelle Team, das dafür verantwortlich zeichnet. Boland-Theißen: "Das stimmt mich optimistisch für die nächsten Jahre."
Für Musikschulleiter Mertens ist 2021 auch persönlich ein Jubiläumsjahr. Seit 30 Jahren unterrichtet er an der Musikschule, seit zehn Jahren an leitender Stelle. "Das gute Miteinander ist das, was Musikschule eigentlich darstellt", zog er ein Fazit. Und sein Blick ging nach vorn: In den Ferie nwird die Musikschule renoviert und digital weiter aufgerüstet. "Wir werden dann in jedem Raum online arbeiten können", erklärte er. Und danach - da war sein Strahlen wieder - könne es hoffentlich wieder mit Konzerten losgehen: Zwei Weihnachtskonzerte sind geplant. Musik aus der Konserve hilft, die Zeit zu überbrücken: Auf einer CD haben sie "viele alte Schätze" aus der Musikschularbeit zusammengetragen. Niederschlag findet das Jubiläum zudem in der Jubiläums-Zeitung "Unisono", die Jutta Wenzlaff mit Unterstützung von Dieter Westendorf zusammengestellt hat.
Von anfangs rund 100 auf heute über 1200 SchülerBei der Gründung im Jahr 1971 hatte die Musikschule Billerbeck-Coesfeld-Rosendahl rund 100 Schüler. Bis heute hat sich deren Zahl etwas verzwölffacht. Genau 1486 Angebote sind aktuell gebucht, berichtete Leiter Bernd Mertens. Sie werden von rund 1200 Kindern, Jegendlichen und Erwachsenen wahrgenommen. Die Musikschule legt dabei großen Wert darauf, nicht nur elitäre Kreise zu erreichen, sondern alle Interessierten, insbesobdere auch Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern. "Wir haben Schüler aus allen gesellschaftlichen Bereichen", betont Mertens, dass das auch gelingt. Auch Flüchtlingskinder seien darunter. Und am Geld soll es in keinem Fall hapern. Die Musikschulgebühren sind sozial gesteffelt. So gibt es beispielsweise Ermäßigungen für Geschwisterkinder. Und auch für den, der gar nichts zahlen kann, würden Lösungen gefunden, so Mertens. |